Die Region Genf zeigt derzeit, wie in der Schweiz zu künftig mehr Menschen wohnen können. Wegen des begrenzten Territoriums wird die Verdichtungsdebatte in Genf seit Jahren heftig geführt. Die Grosssiedlungen der 1960er Jahre sind unterdessen saniert (Le Lignon, Vernier) oder nachverdichtet (Meyrin). Gerade die Gemeinden, die an Genf anschliessen, erleben derzeit wieder einen enormen Wachstumsschub. Ein Ende ist vorerst nicht in Sicht.
Ein Motor der Veränderung ist die neue S-Bahn, die CEVA (vgl. wbw 12–2019). Rund um die Haltestellen wächst die Stadt in die Höhe. Aber die Expansion in die Vorstädte findet auch auf bisher unerschlossenem Terrain statt: Wie beim Ensemble BelleTerre (S. 16) nahe der Landesgrenze; es bietet Anschauungsmaterial und ist ein Lehrstück für das verdichtete Bauen auf der grünen Wiese.
Doch auch über der Stadt drehen sich viele Kräne. Hier werden auf den ersten Blick unbebaubare Terrains entwickelt (beispielsweise beim Studierendenwohnhaus in Champel, S. 24) oder unter alten Dächern neue Nutzflächen eingefädelt (bei spielsweise beim Rathaus, S. 25). Solche Projekte stehen paradigmatisch für das Weiterbauen an der Stadt, und sie zeigen, wie mit Verdichtung Qualität erzeugt werden kann, die vielen zugutekommt.
Einige Realisierungen haben wir in vorangegange nen Ausgaben porträtiert, wie die zahlreichen Aufstockungen (vgl. wbw 1/2 – 2017), denen man im Stadtbild ständig begegnet. Vor drei Jahren waren der gelungene neue Hafen und das Strandbad Eaux-Vives (vgl. wbw 6 – 2020) bei uns bereits Thema. In diesem Heft ist nun auch die neue Buvette, ein erfindungsreicher Stahlbau, zu sehen, als Teil eines Bilder-Spaziergangs von Ariel Huber (S. 6): vom Genfersee bis zum Ensemble Belle-Terre am Stadtrand. So darf auch in diesem Städteheft ein Architekturführer nicht fehlen (S. 24). Für eine vertiefte Recherche vor der Reise nach Genf lohnt sich zudem ein Blick auf die Plattform und die Filme von Gvarchi der Stiftung Pavillon Sicli in Genf: www.gvarchi.ch. — Roland Züger.