Es ist Mitte August und der fünfte Tag in Folge über 30 Grad. Der Ventilator surrt bereits seit dem Morgen, eine willkommene Brise streicht über die Haut. Ein verregnetes Jahr war es bisher, doch darf dies nicht täuschen – der Klimawandel ist in vollem Gange. Mit den hohen Temperaturen werden Erinnerungen daran wach, als in den letzten Sommern die Hitzerekorde purzelten, mobile Klimageräte zogen in Wohnungen und Büros ein. Oft ist Querlüften nicht möglich, die Sonne brennt erbarmungslos durch die grossen Fenster. Der Kopf kann keinen klaren Gedanken mehr fassen, der Körper fährt runter und findet in den Tropennächten doch keine Erholung.
Tags zuvor war in den News zu lesen: Die Zahl der Hitzetoten nehme nicht proportional mit dem Temperaturanstieg zu. Der Mensch passt sich an, er konditioniert sich, doch tun das auch unsere Häuser? Bauen wir für unser Wohlbefinden in den immer extremeren Hitzephasen – und das, ohne mit stromfressenden Klimaanlagen noch mehr CO₂ in die Atmosphäre zu befördern? In der passiven Klimatisierung liegt ein Schlüssel für klimaverträgliches Kühlen. Lowtech-Lösungen warten auf ihre (Wieder)Anwendung und Weiterentwicklung. So einfach es klingt, es geht darum, die Erhitzung in Wohn und Arbeitsräumen zu vermeiden oder zu verzögern und in der Nacht das Zuviel an Wärme wieder abzugeben. Meist reicht für den sommerlichen Wärmeschutz nicht eine Methode. Erst die kluge Kombination der Massnahmen und ein architektonisches Arbeiten mit Masse, Schatten, Pflanzen und bewegter Luft erzielt den erwünschten Effekt. Die Simulationen der Bauklimatik unterstützen, um passive Strategien zu optimieren.
In dieser Ausgabe schauen wir auch in den Süden Europas, wo die Hitze seit jeher Teil des Lebens und der Kultur ist. Seien es Erfahrungen aus der Hitze metropole Sevilla oder das Entwerfen mit dem Bioklima im Wohnungsbau Barcelonas – man pflegt dort längst einen Umgang mit dem, was auch in der Schweiz Realität wird: mehr heisse Tage, mehr Tropennächte, längere Trockenperioden – und wenn es regnet, dann in Strömen; wie vergangene Nacht, als Gewitter der Gluthitze ein Ende setzten. Eine kurze Abkühlung, ein leichtes Aufatmen – doch wie lange werden die Hundstage noch dauern? Und wer weiss, vielleicht beginnen sie im nächsten Jahr bereits im Mai? — Lucia Gratz