Nützlich oder Überflüssig?
Wir alle leben und handeln nach unseren individuellen Vorstellungen und jede Architektin, jeder Architekt arbeitet nach den eigenen, im Verlauf seiner Tätigkeit entwickelten Haltungen. Eine Institution wie die Denkmalpflege, in der unzählige Akteure unterschiedlicher Herkunft tätig sind, braucht verbindende und klare gedankliche Grundlagen. Nur so ist eine gewisse unité de doctrine zu erreichen, nur so kann diese allen Partnerinnen und Partnern vermittelt werden. Die Verlässlichkeit der Denkmalpflege hängt unter anderem von nachvollziehbaren und zudem nachprüfbaren gedanklichen Grundlagen ab.
Aus diesen Gründen hat die Eidgenössische Kommission für Denkmalpflege eigene „Leitsätze zur Denkmalpflege in der Schweiz“ erarbeitet. Sie sind 2007 im vdf Hochschulverlag AG an der ETH Zürich publiziert worden und seit einigen Jahren zudem im Internet abrufbar. Allen Personen, die rund um das Baudenkmal tätig sind – Eigentümern, Architektinnen, Handwerkern und Denkmalpfleginnen – geben sie klare, leicht verständliche Hinweise zum Umgang mit historischen Bauten. Die Leitsätze sind zur Grundlage für die Arbeit am Denkmal geworden.
Nach zehn Jahre praktischer Anwendung war es an der Zeit, an einer Tagung die Frage zu diskutieren, ob die Leitsätze die Disziplin in der Schweiz vorangebracht haben, ob sie nützlich oder überflüssig sind und ob sie allenfalls grundlegend überarbeitet werden müssen. In der nach der Tagung entstandenen Publikation geben zahlreiche Beiträge von Fachleuten verschiedenster Bereiche Antworten auf diese Fragen und zeigen die Anwendung der Leitsätze auf. Für die Architektur kommen die Kollegen Roger Diener und Pascal Vincent (Aebi & Vincent) zu Wort. Der handliche Band bietet für alle, die an der Arbeit mit Baudenkmälern interessiert sind, eine abwechslungsreiche und lehrreiche Lektüre.
NÜTZLICH ODER ÜBERFLÜSSIG: Die Leitsätze zur Denkmalpflege in der Schweiz. Schriftenreihe für Kulturgüter-Erhaltung 5. Hrsg. Von NIKE Kulturerbe, Bundesamt für Kultur, ICOMOS Suisse, Schwabe Basel, 2017. (Preis CHF 42.-)
vorgestellt von Bernhard Furrer
Hier zum Prospekt des Verlags