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Wertedebatte über Ortsbildqualität aufnehmen

Wertedebatte über Ortsbildqualität aufnehmen

Projekt „retour vers le futur“ – eine Dorfrevitalisierung

2018 stehen die Mitgliederversammlungen des BSA Bern Solothurn Freiburg Oberwallis unter dem Thema Stadt- und Ortsbild. Mit der Revision des Raumplanungsgesetzes 2012 wurde die Siedlungsverdichtung nach innen beschlossen. Mancherorts ist eine Nervosität spürbar. Die noch verbleibenden Areale sollen dem Markt zugänglich gemacht werden. Gleichzeitig wächst die Befürchtung, die Ortsbilder könnten unter diesem Druck Schaden nehmen. Wie jedoch stadt- und ortsräumliche Qualität entstehen soll, ist für viele noch nicht sichtbar.
Die Gemeinde Cressier FR zeigt zu diesen Themen Wege und beispielhafte Lösungen auf. Der BSA traf sich zu einem Erfahrungsaustausch mit Vertretern der Gemeinde und des Kantons vor Ort. Der Architekt Laurent Vuilleumier und der Gemeindepräsident Jean-Daniel Pointet führten die Besichtigung in Cressier. Auf einem Spaziergang vom Bahnhof zum Ortskern setzten sich die Anwesenden mit der aktuellen baulichen Entwicklung im Dorf auseinander. Cressier ist im ISOS - Bundesinventar der schützenswerten Ortsbilder der Schweiz von nationaler Bedeutung verzeichnet. Im Rahmen der Ortsplanungsrevision 2015 wurden die Schutzperimeter vorbildhaft festgelegt.
Bereits früher ergriff ein junger Bürger an der Gemeindeversammlung die Initiative und fragte, ob die Gemeinde sich für die Wiederbelebung des Ortskerns einsetzen könnte. Der Vorschlag wurde aufgenommen. Der Kauf der Grundstücke mit historischer Bebauung, die Ausschreibung eines Architekturwettbewerbs und dessen Umsetzung folgten. Die vorbildhafte Revitalisierung des Kerns von Cressier zeigt wie im historischen Kontext Neu und Alt zu einen stimmigen Angebot mit 19 Wohnungen weitergebaut werden konnte.
Zentrale Elemente des Projektes sind der gemeinschaftliche Platz, das Wasch- und Gemeinschaftshaus mit Heizungsverbundanlage sowie der Bau eines Aufbahrungshauses, welches im Strassenraum eine wichtige Position besetzt.
In der spannenden Diskussion, an der Jean-Daniel Pointet, Gemeindepräsident, Laurent Vuilleumier, Architekt, Stanislas Rück, Service des biens culturels FR, Giusto Aurora, Stv. Leiter ISOS Dienste beim Bundesamt für Kultur BAK mitwirkten, wurden folgende Punkte herausgearbeitet:

·      Das ISOS ist keine Käseglocke. Die Interessen sind abzuwägen. Erhalt und Aufwertung der Ortsbilder sind das Ziel. Rückbauten sind nicht ausgeschlossen, wenn die Qualität als Ganzes verbessert wird.

·      Für die aktive Aufwertung von Ortsbildern braucht es einen politischen Willen, der von den Beteiligten getragen werden muss. Auch die Eigenverantwortung Privater ist gefragt.

·      Der offene, einfache Architekturwettbewerb war ein Schritt, mit dem die Gemeinde eine qualitätsvolle Lösung fand.

·      Qualität geht vor Dichte, qualitätsvolle Dichte kann Orts- und Stadtbilder aufwerten. Das Thema Dichte erfordert ein baukulturelles Engagement.

·      Das Engagement der Gemeinde ist vorbildlich und glücklicherweise hatten sie Mittel, welche sie dafür einzusetzen gewillt waren.

·      Gute Lösungen brauchen Partner, welche ihr Handwerk verstehen. Spielräume und Freiheiten setzen Können und Verantwortungsbewusstsein voraus. Dies ermöglicht den Behörden (Baubehörde, Denkmalpflege, usw.) Wege zu beschreiten, welche im Interesse einer besseren Gesamtlösung ohne diese Kompetenzen nicht möglich wären.


Die Revitalisierung des Dorfkerns von Cressier ist vorbildhaft. Das Thema ist aktuell. Der Kanton Bern veröffentlichte kürzlich eine neue Arbeitshilfe Ortsbild und der Bundesrat beantwortete ein Postulat von Nationalrat Kurt Fluri, Stadtpräsident von Solothurn mit einem Bericht zum Thema „Schweizer Ortbilder erhalten“.

vorgestellt von Patrick Thurston

Das Buch „Réhabilitation du Centre village Cressier“ kann von BSA Mitgliedern bis am 28.2.2018 beim BSA Bern

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