Kraft des Raumes
Es gibt sie zu Hauf, die kleinen Ställe in den Dörfern und in der Landschaft. 1745, also vor mehr als 270 Jahren, wurde der Stall bestimmt nach neusten Gesichtspunkten für die Bauern, welche dieses Gebäude errichten liessen, erbaut. Heute hat sich alles geändert: die Grösse der Kühe, der Menschen, der Maschinen, vor allem aber leben in Inden im Oberwallis kaum mehr Bauern. Damals entstand ein ganzes Gefüge von Wohnbauten und Ställen, die lange ihren Zweck erfüllten: unten die Tiere, oben das Heu. Die Öffnungen im Haus beschränken sich auf die der Nutzung dienenden Zugänge.
Heute ist es anders: da wo die Tiere im Berg darben mussten will heute niemand leben, also gibt’s hier einen Nebenraum. Darüber, im ehemaligen Heuboden, ist der Hauptlebensraum dieses kleinen Ferienrückzugsorts mit Küche, Essplatz, Wohnbereich und ein keines Bad. Darüber mittig unter dem Dach eingefügt eine Schlafgalerie für maximal 4 Personen. Es hat alles was man braucht.
Betrachtet man den Stall von aussen denkt man nicht an etwas Besonderes. Es brauchte halt Fenster fürs Wohnen, nimmt man an. Im Innern hingegen wird man beschenkt von der räumlichen Grosszügigkeit. Der Raum des Heubodens ist als Ganzes erlebbar. Überraschende Durchblicke und gezielte Ausblicke ins Dorf und die Berge entstehen. Unterschiedliche Dimensionen bestimmen den Raum: schmal und hoch, gedrückt, verschränkt unters Dach.
Alles ist einfach und einheitlich, strahlt eine wohltuende Ruhe aus und lädt einem ein, dieses kleine Raumwunder zu entdecken. Was braucht Architektur mehr als Raum, Licht, Dynamik. So entsteht ein kraftvoller Ort. Pierre Grosjean ist der Autor dieses Werks.
vorgestellt von Patrick Thurston