Otto Rudolf Salvisberg und Otto Brechbühl. Ein Portait.
Otto Rudolf Salvisberg (1882 – 1940) ist der international tätige bernische Architekt, der die gemässigte Moderne entwickelte und mit seinen Werken in Bern in Wettbewerben durchdrang und damit auf die ganze Schweiz ausstrahlte. Aufgewachsen in Köniz absolvierte er nach der Bauzeichnerlehre die Bauschule des Technikums Biel. Nach Zusatzstudien in München und Karlsruhe trat er dort 1905 ins prominente Architekturbüro von Robert Curjel und Karl Moser ein, wechselte 1908 nach Berlin, wo er 1914 sein eigenes sofort sehr erfolgreiches Architekturbüro eröffnete, unterstützt von seinem dauernden Büropartner Otto Brechbühl, der ab 1922 das Berner Büro leitete. In Deutschland seien die Piesteritzer Werksiedlung bei Wittenberg (1916-19), die 470 Häuser umfasst, und die Grosssiedlungen in Berlin (z.T. zusammen mit Bruno Taut) zwischen 1926 und 1930 erwähnt. Von Berlin aus beteiligte sich Salvisberg an schweizerischen Wettbewerben. Der Erfolg seines Projektes für das Loryspital in Bern von 1925 - 29 brachte ihm den Durchbruch in der Schweiz, der ausgeführte Bau, ein Pionierwerk der Gattung- wurde bei der Einweihung 1929 als «das moderne Bauereignis» gefeiert. Dieses Projekt öffnete ihm den Weg als Professor an die ETH. Ebenso durchschlagenden Erfolg hatte die an der BSA - Ausstellung zum Kulturerbejahr präsentierten Institutsbauten für die Universität, die nicht bloss kompromisslos modern sind, sondern gleichzeitig sich hervorragend in das Quartier der Länggasse einfügen. Praktisch gleichzeitig schufen Salvisberg und Brechbühl das Säuglingsheim in der Elfenau und das SUVA – Haus, beide in Bern. In Basel und in Grossbritannien folgten ab 1934 mehrere Bauten für die Firma Hoffmann – La Roche. In Zürich die Bauten für die ETH, Maschinenlabor, Lehrgebäude und Kesselhaus. Sein letzter Bau, das Geschäftshaus Bleicherhof von 1939/40, stiess mit seiner Rasterfassade die Türe auf für die Nachkriegsarchitektur der 50iger Jahre.
Salvisberg ist einer der einflussreichsten schweizerischen Architekten des 20. Jh. Besonders erstaunlich ist sein Erfolg im als konventionell verschrienen Bern: Glückliche Umstände und qualitätsbewusste Baudirektoren und Behörden ermöglichten ein eigentliches bernisches Architekturwunder in kürzester Zeit, dessen Bauten zum Profiliertesten Architekturgut des letzten Jahrhunderts gehören.
vorgestellt von Jürg Schweizer