Städtebau und Baukultur für wen und für was?
Für wen und für was - fragt man sich – soll in Bern eine „Nationale Stelle für Städtebau und Baukultur“ entstehen? Bauen und seine gesellschaftliche, wirtschaftliche und kulturelle Dimension ist ja schon populärer denn je; Foren und Preise, Kongresse und Symposien, Hefte und Bücher fluten die Print- und Digitalkanäle.
Gebaut wird so viel und so rasch wie noch nie. Aber bauen wir auch das, was wir brauchen und was zukunftsfähig ist? Welche Stadt wollen wir und zu welchem Preis? Unser tertiär organisiertes Leben findet drinnen in den Häusern und nicht draussen in der Natur statt, eine Diskussion wäre also nötig. Sie hätte mit Werten, mit Menschen und mit Politik zu tun, Architektur spielte eine Rolle, aber nicht die einzige.
Die bauliche Entwicklung löst bei den Bewohnerinnen und Bewohnern der Schweiz zunehmend Unbehagen aus, wie die drei, in den vergangenen Jahren angenommenen Volksabstimmungen zeigen: die Zweitwohnungsinitiative 2012, die Revision des Raumplanungsgesetztes 2013 und die Energiestrategie 2050 im Jahr 2017.
Hier sieht die Stelle für Städtebau und Baukultur seinen Platz: in Bundesbern, vor den Türen des Parlaments, in der Detailarbeit, als Forum des Austausches, der Debatte und der Werte. Die seit jeher selbstverliebte Architekturgilde könnte mit dieser Institution die Stimme erheben, was für uns alle mitunter zielführender wäre, als so manche über den Wettbewerb gebeugte nuit blanche.
vorgestellt von Jürg Graser