Dichtelust oder die Kunst des Auffüllens
Verdichten ist Mode, doch wie verdichten geht, weiss niemand recht. Die Patentrezepte, überall drei Geschosse mehr zum Beispiel, zerschellen an der längst gebauten Wirklichkeit. Zurück bleiben Politparolen. Doch wie wäre es mit der Probe aufs Exempel? Nicht über die Verdichtung reden, sondern vor der eigenen Haustüre nachsehen, wo was wie möglich ist. Das Schweizer Architekturmuseum (S AM) in Basel hat das in Zusammenarbeit mit der Dienststelle Städtebau & Architektur des Bau- und Verkehrsdepartements des Kantons Basel-Stadt auf eine Stadtwanderung begeben. Selbstverständlich mit genügend Theorie im Rucksack, damit man sieht, was man weiss. Dass zum Beispiel Dichte nicht nur Quadratmeter BGF pro Quadratmeter Grundstück meint, sondern ebenso Symbol-, Erlebnis-, Kontakt-, Interaktions-, Nutzungs-, Ereignis-, Funktions-, soziale, und so weiter Dichte. Redet man in Basel von Dichte, redet man immer von Stadt.
Es werden uns die Beispiele gezeigt, ausländische, schweizerische und baslerische. Es ist ein Panorama der Ergänzungs-, Ersatz- und Umbauten, zusammenfassend: Verdichtung ist ein Auffüllgeschäft. Nicht da, wo’s besonders dünn wäre, in der Hüslischweiz, sondern da, wo sich die Gelegenheit bietet, in der Industriebrachen-, Umnutzungs- und Restgrundstücksschweiz. Dort haben Museum und Amt ihre Hausaufgaben gründlich gemacht. Wo im Kanton Basel-Stadt Verdichtung im Gang ist, da fiel ihr Blick darauf und ist Modell und Plan geworden. Man muss sich Zeit nehmen, die Überfülle in der Ausstellung durchzuackern. Wer‘s tut, ist auf Stand, hat den Überblick über das Füllen im Jahre 2019, über das Verdichten im Dichten.
Ich freue mich auf die nächste Ausstellung, die nötig und dringend wäre: Verdichten im Dünnen. Sie wird sich der Aggloschweiz widmen, da, wo wir andern, die Nichtbasler leben.
Dichtelust. Formen des urbanen Zusammenlebens in der Schweiz. S AM Schweizerisches Architekturmuseum Basel, bis 5. Mai 2019
vorgestellt von Benedikt Loderer
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Dichtelust
Formen des Urbanen Zusammenlebens in der Schweiz
Sprache deutsch
187 Seiten, meist farbige Abbildungen, broschiert
ISBN: 978-3-85616-882-7
Hg.: S AM Schweizerisches Architekturmuseum, Andreas Kofler
Verlag: Christoph Merian Verlag
Fr. 34.—