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BSA Bern, Our concerns, , Bernhard Furrer

Wo sind die Differenzen?

Wo sind die Differenzen?

Liebe Regina, Du nimmst Aussagen, die ich während eines einstündigen Gesprächs gemacht habe und für die Publikation im «Bund» von der Redaktion fast zur Unkenntlichkeit zusammengestrichen wurden, zum Anlass, deine Meinung zu Wettbewerben darzulegen. Wir sind uns in fast allen Punkten, die du ansprichst, einig. Beide haben wir in Jurys Einsitz gehabt und auch selber an Verfahren teilgenommen (vor und nach meiner Anstellung als Denkmalpfleger habe ich an mehreren Wettbewerben teilgenommen, einige davon gewonnen; mittlerweile sind sie fast alle realisiert) und beide haben wir die nötige Erfahrung.

Ich teile deine Meinung, dass mehr Wettbewerbe durchgeführt werden sollten, mit professionell ausgearbeitetem Programm, einer fachlich hochstehenden Jury und einer sorgfältigen Umsetzung, die unter anderem die Begutachtung des Projekts vor der Baueingabe durch einen Ausschuss der Jury umfasst. Aber du weisst, dass solche Begutachtungen nicht immer durchgeführt werden und gerade bei von Privaten durchgeführten Wettbewerben meist nicht stattfinden. Und in diesen Fällen, nur in diesen, meine ich, dass die Stadtbildkommission ein gutes Gremium für eine «Nachkontrolle» sein könnte. Wir sind uns wohl ebenfalls einig, dass von Jurys, namentlich von deren Präsidentinnen und Präsidenten, zu verlangen ist, dass sie den weiteren Prozess aktiv begleiten, nachfragen, kritisch sind und nicht wie im Burgernziel sagen, dass sie «die Auswirkungen der Änderungen nicht richtig gesehen und erkannt» haben.

Wir teilen auch die Überzeugung, dass die Architektinnen und Architekten in einer Jury die Mehrheit haben müssen. Allerdings ist auch der enge Einbezug der Auftraggeberschaft wichtig. Es ist eine entscheidend wichtige Aufgabe der Fachleute im Gremium, sie «mitzunehmen», ihnen die Qualitäten des Projekts und die Bedeutung ihrer adäquaten Umsetzung klar zu machen.

In einem Punkt aber unterscheiden wir uns: Ich bleibe bei meiner Meinung, dass Architektinnen und Architekten ein Projekt nur dann unterschreiben sollen, eigentlich nur dann unterschreiben dürfen, wenn sie mit dessen Inhalt einverstanden sind oder zumindest damit leben können. In meiner Praxis habe ich mehrmals erlebt, dass Kolleginnen und Kollegen nichts anderes übrigblieb, als vom Auftrag zurückzutreten; auch mir selbst ist das einmal passiert. Es ist in einem solchen Extremfall wichtig, wie der Entscheid kommuniziert wird: in meinem Fall habe ich keinen bleibenden Nachteil wahrgenommen.

Liebe Regina, wenn Wettbewerbe wie bei der Überbauung Burgernziel zu einem Resultat führen, das im städtebaulichen Konzept, im Nutzungsmix und in der Nachhaltigkeit nach wie vor überzeugt, aber nach einer tiefgreifenden Veränderung der Fassade das Stadtbild massiv beeinträchtigt, dann schaden sie dem Wettbewerbswesen, das wir beide fördern wollen. Wir müssen uns überlegen, wie wir in Zukunft solche Misserfolge möglichst vermeiden können. Das kann durchaus Thema der öffentlichen Diskussion sein. Aber wir sollten sie ohne Animositäten führen.

Herzliche Grüsse, Benc Furrer

P.S. Bloss um Klarheit zu schaffen: Es tut mir leid, dass das Hotel Allegra vor einem Vierteljahrhundert von Ruedi Rast und nicht von euch Wettbewerbsgewinnern realisiert worden ist. Das fand ich falsch und ich habe mich damals bei der Bauherrschaft für die Weiterführung eures Mandats eingesetzt. Was ich indessen nicht gemacht habe, sind Abstriche in der Erhaltung der drei entscheidenden Bauelemente des Kursaals zuzulassen: Der Treppenvorbau mit Galerie von 1914, der Leuchtersaal von 1933 und die Konzerthalle von 1960 sind allesamt erhalten. Wohl niemand in Bern wird sagen, ich sei ein willfähriger Denkmalpfleger gewesen.

Legenden zu den Abbildungen:

Titelbild:
Überbauung Burgernziel Bern, Modell Wettbewerb 2012, dsar Architekten, Basel und Bern.

Bild im Text:
Überbauung Burgernziel Bern, Fassadendarstellung, Ansicht und Schnitt, Wettbewerb 2012, dsar Architekten, Basel und Bern.

vorgestellt von Bernhard Furrer