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BSA Bern, Understand architecture, , Martin Klopfenstein

(Vor)Gärten

(Vor)Gärten

Verklimbimierung im Kleinen und Grossen

Jetzt, wo die Sonne wieder wärmt und die Hüllen fallen (jene der wintertauglich gemachten Pflanzen, natürlich) wird das Thema aufs Neue offensichtlich: Der Garten als Wohlstandsmüllhalde. Das ist an sich nichts Neues: Mit anhaltendem (materiellem) Gutergehen und fallenden Preisen ist für jeden jede Art von Vorgarten-Equipment Made in China leistbar: Gartenzwerge, Baumarkthütten, Grill-Stationen, je nach beruflicher Vergangenheit ausrangierte Bahnsignale oder Strassenkreuzer-Motorhauben, Feuerschalen, Strandkörbe, allerlei edel vor sich hin Rostendes, Baldachine, Hollywood-Schaukeln, Fahnenstangen, ganz zu schweigen von all den Pflanzkübeln und Sichtschutzelementen in jeder erdenklicher Form und Materialisierung.

Neuerdings, und das ist wenig überraschend, erweitert sich die Vorgarten-Verklimbimierung zur elektrisch-digitalen Nahkampfzone: Sanft pulsierende LED-Lämpchen fürs Gemüt, böse blinkende Kameras gegen Landstreicher, jede Menge farbig leuchtende Kugeln und Kügelchen jeder Art - selbstverständlich solar gespiesen und bequem per App zu steuern. Auf dass selbst in der Nacht keinerlei Ruhe sei auf dem Restgrün zwischen Strasse und Haus.

Kann uns das egal sein? Egal, weil, nun ja, der Architekturfotograf abgezogen ist, wenn verklimbimiert wird? Es mag eine etwas gewagte gedankliche Volte sein: Aber findet die Verklimbimierung im Kleinen nicht ihre Entsprechung in der Verklimbimierung im Grossen, sprich: in dem, was wir Zersiedelung nennen?

Intelligent - und jetzt ganz im Ernst - ist das nicht. Eine freiwillige Selbstbeschränkung wäre ein Zeichen geistiger Reife. Denn sowohl beim Wohlstandmüll im eigenen Garten wie beim Wohlstandsmüll in unser aller Garten - der Landschaft - stellt sich irgendwann die Frage: Wer räumt’s auf? Und wann?

vorgestellt von Martin Klopfenstein