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BSA Bern, Our concerns, , Benedikt Loderer

Der BSA-Bern Solothurn Freiburg Oberwallis sagt: "MERCI, Patrick!"

Der BSA-Bern Solothurn Freiburg Oberwallis sagt: "MERCI, Patrick!"

Meine Damen und Herren

Mein Name ist Benefiz Leodegar ich bin Reiseethnologe, durchstreife ferne Länder und untersuche die Gebräuche fremder Völker. So kam ich kürzlich in die schweizerische Eidgenossenschaft, genauer in deren Teilprovinz, den Kanton Bern. Dort traf ich auf seltsame Leute, die seltsamsten aber waren die Baumeister. Sie hatten sich in einer Zunft zusammengefunden, ihr Name war BSA, was Besonders Sonderbare Architekten heisst. Es handelt sich um einen weltlichen Orden. Aufgenommen wird nur, wer berufen wird, wer von den Ordensbrüder, es gibt auch Schwestern, allerdings wenig zahlreich, wer gewogen und schwer genug befunden wurde. Alle bleiben im BSA bis der Tod sie scheidet.

Diesen Briefadel der Architekten regierte in den letzten zehn Jahren der Obmann Patrick Thurston, ihm will ich hier meine ganze Aufmerksamkeit zuwenden. Thurston, der Name hat einen herben Klang, eine gewisse Widerborstigkeit schwingt da unterschwellig mit. Das ist ein angelsächsisches Erbe, woher der Vater des Patrik in die Schweiz kam, wo er sich als Künstler, Architekt und Oppositioneller betätigte. Ich habe von einem Redaktor der Kulturzeitschrift «Hochparterre» im höchsten Vertrauen erfahren: Der Vater war hartnäckig und so ist es auch der Sohn. Die Auflehnung, der Kampf gegen jeden Zwang das ist väterliche Erbe. Das Ergebnis: Obmann Thurston hat feste Meinungen, die er zu verteidigen und zu begründen weiss.

Er hat viele Fähigkeiten, die mich, den Ethnologen gleichzeitig verwirren und begeistern. Er lernte Bauzeichner, setzte sich jahrelang für den Naturschutz ein, genoss eine Ausbildung in Tanz, Gesang, Theater und bildender Kunst, wohl das, was man früher eine Prinzenerziehung nannte. Im Jahre 1994 eröffnete er sein eigenes Architektenkontor. Das Baumeisterhandwerk hatte er sich selbst beigebracht. Ich gehe hier nicht weiter auf den Bildungsweg des Obmanns Thurston ein, da ich mich auf seine Regierungstätigkeit beschränken will.

Da ich meine Nachforschungen unter dem Siegel der Verschwiegenheit bewerkstelligen musste, war ein Befragen des lebenden Objektes leider ausgeschlossen. Darum habe bei Ordensbrüdern nachgefragt. Was berichten sie? Obmann Thurston war überwältigend. Obmann Thurston war überwältigend. Neben ihm wirkte jeder andere Ordensbruder bleich und zaghaft. Er strotzte vor Energie und Arbeitswillen. Wie hat er neben dem Regieren auch noch sein eigenes Haus bestellen können, fragten die, welche ihn am Werke sahen? Ich vermute als Ethnologe, Thurston ist ein Ver-Rückter, einer, der aus der Gewöhnlichkeit herausgerückt ist. Einer, der nicht haushaltet muss mit seinen Kräften und seiner Zeit, einer, der erreichen will, was er sich vorgenommen, einer, der dafür mit aller Kraft kämpft. Früher, als man noch aufbauend dachte, hätte man ihn einen positiven Helden genannt und ihm die gebührende Verehrung erwiesen. Wenigstens ein Denkmal müsste ihm der Orden stiften. Als Inschrift schlage ich vor: Die Faust des Architekten gehört nicht in den Sack sondern auf den Zeichentisch. In den Architekturkontor summt man das Thurstonlied:

Baumeister kennt ihr ihn,
den Mann mit festem Sinn?
Er ist ein Mann aus hartem Holz
Ihn treibt der Architektenstolz, falerie, falera...der Architektenstolz.

Helden sind anstrengend. Zuerst für sich selbst, dann aber auch für die Mitstreiter im Hohen Rat des Ordens. Denn jeder Held zwingt zum Vergleich. Wäre ich fähig, zu dem, was er? Das kann zu schlechtem Gewissen führen, so man eines hat. Dagegen gibt es zwei Formen der Abwehr. Man kann erstens, sich zurücklehnen. Da der Obmann so viel arbeitet, bleibt für mich weniger zu tun, er macht es ja. Man nennt das einen stillstehenden Ordensbruder, ein ganz unauffälliges Verfahren. Zweitens kann man aus dem Hohen Rat zurücktreten, vor der Überforderung die Flucht ergreifen. Beide Formen der Abwehr haben stattgefunden, berichten die Zeugen. Die zweite Strophe des Thurstonlieds erzählt davon:

Er hat in Jahren zehn
Schon viele kommen sehn.
Und andre die gegangen sind, verwünschten seinen harten Grind, Falerie, falera... seinen harten Grind.

Alle BSA-Mitglieder jedoch loben nicht nur seinen unbedingten Einsatz, sondern auch die Früchte seines Wirkens. Zwei Lichtspiele hat er beinahe im Alleingang verwirklicht, die beide verdienten und gedienten Ordensbrüdern gewidmet waren. Die Altmeistern Franz Füeg und Alain-G. Tschumi hat er kurz vor ihrem Ableben mit der Kamera besucht und uns zwei Dokumente ihres Wirkens geschenkt, die noch über viele Jahre die Flamme der Erinnerung an die beiden Architekten BSA am Flackern erhalten werden. Obmann Thurston hat mit Hartnäckigkeit die Reihe der Aufklärungsschriften mit Namen «Cahier» vorangetrieben. Sie verteidigen den Berufsstand in der teilnahmlosen Öffentlichkeit, befestigen den Ruf der berner, solothurner, freiburger und oberwalliser Baumeister. Hier zeigte sich, dass Obmann Thurston ein Mann der Praxis war, einer der fest auf dem Boden des Bauplatzes stand. Nicht philosophische Abhandlungen liess er schreiben, nein, er stellte Bauten und ihre Architekten vor. Handfest, nicht manifest. Diese Devise sollte der Orden hinten aufs Denkmal schreiben. Die dritte Stophe des Thurstonliedes fasst zusammen:

Ihn hielt rein gar nichts auf,
für alles hat er Schnauf,
für alles hat’ er Energie,
man wähnte, Thurston schlafe nie falerie, falera...Thurston schlafe nie.

Ich habe mich pflichtschuldig auch auf eine kurze Bildungsreise begeben und mir erreichbare Bauten des Architekten Thurston angesehen. Die Wagenremise in Schwarzenburg, das Haus Matten im Ballenberg, das BärenWaldhaus im Tierpark, die Fischerstube am Zürihorn zum Beispiel. Da offenbarte sich mir ein Hölziger, ein Liebhaber des Materials, ein Hartnäckiger des Details, ein Mann, der nicht aufhört, bevor er alles durchgestaltet hat. Und heimlich erweist er sich als ein Liebhaber des Ornaments, eine lässliche Sünde, die heute wieder mit verschämtem Stolz begangen werden darf. Ich denke nicht nur an Thurstons Decken mit ihren geometrischen Netzen, sondern ebenso en seine Materialschichtung von Holz und Naturstein. Vor den ornamentalen Kerbschriften bleibt mir nur ein gelassenes Staunen. Da ist einer, der neugierig ist, der mit den Händen sieht, ein Handwerker im doppelten Sinn: Er werkt mit den Handwerkern und sein Verständnis des Berufs ist handwerklich, ein Baumeister eben.

Ich, der Reiseethnologe, darf hier abschliessen. Ich lernte den Orden BSA, den sonderbaren Architekten kennen, mehr aber noch seinen Obmann der letzten zehn Jahre Patrick Thurston. Er hat den Orden verkörpert: In seiner überwältigenden Präsenz und seinem hartnäckigen Suchen. Die Ordensbrüder und- schwestern haben mir eindringlich versichert, wie sehr sie Obmann Thurstons Wirken geschätzt haben und wie dankbar sie ihm für seine Arbeit sind. Einen wie er, sagte sie, kriegen wir nie wieder. Aus der mittleren Distanz beobachtend, kann ich das als Ethnologe grundsätzlich und vollständig bestätigen. Die vierte Strophe des Thurstonliedes unterstreicht das:

Der BSA sagt Dank
Dem Obmann, der nicht wankt Und rufet laut und eindringlich Oh Patrick wir verehren dich, Faleri, falera...wir verehren dich.

Biel, 27. März 2023 Benedikt Loderer BSA