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Online Talk zum Projekt des SWB

Online Talk zum Projekt des SWB

Online Talk zum Projekt des SWB

Anfang letzten Jahres hat die Ortsgruppe Zürich des Schweizerischen Werkbunds (SWB) zusammen mit Michael Hanak das Projekt «achtung nachkriegsmoderne!» lanciert. Damit sollen beispielhafte Bauten aus der Zeit von 1945 bis 1980 gesammelt und mit Fotos und Kommentaren versehen auf einer eigenen Webseite vorgestellt werden (siehe Blog-Eintrag vom 1.3.2020).

Ziel dieses Engagements ist die Sensibilisierung für die Qualitäten eines gebauten Erbes, das mancherorts noch einen zweifelhaften Ruf geniesst. Denn die Architektur der Nachkriegsmoderne hat derzeit einen schweren Stand, sie steht allenthalben zur Debatte. Zum einen haben viele der damals erstellten Bauten heute akuten Sanierungsbedarf – «energietechnische Ertüchtigung»  heisst das vermeintliche Losungswort –, zum andern sind deren baukulturellen Werte aufgrund des kurzen Zeithorizonts noch ungenügend erforscht.

Dadurch hat die Architektur aus der Zeit nach 1945 ein perfides Handicap, denn von breiten Bevölkerungskreisen wird deren Zeugenschaft für den gesellschaftlichen Aufbruch der Schweiz nach dem Zweiten Weltkrieg nicht erkannt. Und selbst von politischen Entscheidträgern wird deren potentieller Denkmalcharakter immer wieder in Frage gestellt. Dass sich diese mangelnde Wertschätzung so hartnäckig hält, hängt vielleicht auch damit zusammen, dass die schiere Masse an mediokren baulichen Hinterlassenschaften aus der Zeit der Hochkonjunktur die Sicht auf innovative Siedlungskonzepte, technische und konstruktive Neuentwicklungen oder Entwurfsqualitäten oft verstellt. Hier gilt es den Blick zu schärfen.

Raumplanerisch und städtebaulich sind Umnutzung, Verdichtung und Weiterbauen im Bestand berechtigte Forderungen unserer Zeit – doch wenn es am nötigen Rüstzeug fehlt, dann wird ein angemessener Umgang mit der Baukultur der jüngsten Vergangenheit zu einer Herausforderung. Und allzu oft bleiben dann wegen falsch verstandenem Renditedenken oder im Delirium eines überspitzten Dämmungswahns bedeutende Architekturzeugnisse auf der Strecke.

Berufs- und Fachverbände wie SIA, BSA, Heimatschutz und Denkmalpflegestellen sind sich des Problems schon längst bewusst und haben adäquate Lösungswege zum Erhalt und Weiternutzen der Nachkriegsmoderne aufgezeigt. Auch Forschung und Lehre in Bereichen wie Fotografie, Design und Innenarchitektur, in Schriftgestaltung, Textil- und Farbenkunde oder zur Kunst am Bau widmen sich dem Thema, das mit seinem interdisziplinären Ansatz zum Kern des Werkbundgedankens führt.

Der Online Talk des SWB vom kommenden Freitag will hierzu den Blick auf zielverwandte Initiativen lenken: Ludmila Seifert – Neumitglied im BSA – stellt das Projekt des Bündner Heimatschutzes vor, das die Baukultur Graubündens nach 1950 im Internet und mittels einer Publikation breitenwirksam dokumentiert; der Schreibende erläutert die Herausforderungen bei der Rettung von Werknachlässen längst vergessener Bauschaffender und die Ziele des 2019 hierzu gegründeten Vereins; Michael Cerezo zielt didaktisch auf die nächste Generation und macht die Zürcher Nachkriegsmoderne per Instagram bekannt, und Eliana Perotti widmet sich mit ihrem Forschungsschwerpunkt der Saffa 1958 und würdigt damit all die Architektinnen und Gestalterinnen, die entscheidend zur hohen Qualität der Schweizer Architekturkultur im 20. Jahrhundert beigetragen haben.

Der Online Talk findet statt am Freitag, 19. Februar 2021, von 19.00 bis 20.00 Uhr link

Webseite des SWB «achtung nachkriegsmoderne!» hier

Hinweis auf das BSA Cahier 6 «Die Kunst des Anerkennens» zum Thema Nachkriegsmoderne link

vorgestellt von Daniel Wolf