Cahier 3

Das Ganze im Auge behalten

Schon die kleinste Bauaufgabe ist heute komplex, ganz zu schweigen von den grossen Werken. Diese verlangen von allen Beteiligten Ausdauer und eine gute Zusammenarbeit. So spricht man in Fachkreisen von der «innovativen Bestellung» und der «interdisziplinären Abwicklung», sie seien ein Garant für zeitgemässe Prozesse des Bauens. Keine Frage! Tritt man einen Schritt zurück, wird man feststellen, dass allem Tun Entscheidungen zugrunde liegen. Diejenigen Entscheidungen, die den Nutzen, die Funktionalität oder die Rendite eines Vorhabens betreffen, sind fassbar. Entscheidungen, welche das Stadt- oder Ortsbild, die Einordnung im Quartier, die Qualität sowie das Potential für den Menschen und die Umwelt angehen, betreffen eine weniger konkrete, übergeordnete Verantwortung.
Diese setzt einen gestaltenden Willen und langfristige Ziele voraus. Architektur, die das Ganze im Auge behält, baut nicht auf Rezepte. Sie wagt es, in der Aufgabe die präzise Antwort zu finden. Dafür braucht es Partner! Harte Anforderungen, hoch gesteckte Ziele, komplexe Prozesse sind keine Hindernisse. Als Architektinnen und Architekten sind wir stets auf Lösungssuche. Es braucht ein Klima des Vertrauens, in dem ein Werk reifen
kann und Rahmenbedingungen, welche die Baukultur fördern. Dafür ist ein gesellschaftlicher Dialog über Architektur in der Politik und im Alltag nötig. 

Das BSA Cahier 3 handelt von der Sehnsucht nach dem Ganzen.